Motörhead.
Lemmy.
Lemmy
Kilmister.
Legende.
Leider
inzwischen verstorbene Legende.
Legendär.
Zeitlos
legendär.
Zeitlose
Legende.
Zu
Lebzeiten bereits eine Legende.
Ich habe
mir die Biographie "White Line Fever" zu Gemüte geführt.
Die
"Weisse Linie" steht für alle Drogen, die sich der gute Mann während
seines Lebenszeit eingeworfen hat.
Fieber
steht für die Art des Lebens, wie er es geführt hat. Es war wie eine Art
Fieber, ein gutes Fieber, das ihn immer wieder dazu angestachelt hat, SEIN
LEBEN zu leben.
Nein.
Einfach hatte er es eigentlich von Kindheit an nicht.
Aber, und
das unterscheidet ihn von so vielen anderen Menschen: er hat die
Schwierigkeiten und Probleme meistern können. Er hat sich oft so weit wie
notwendig angepasst, damit er so ungeschoren wie möglich durchgekommen ist, hat
sich aber nie verbrechen und verbiegen lassen.
Sein
Leben: 100% Lemmy.
Wie sehen
diese 100% aus?
1991
waren Motörhead mit dem Album "Bastard" für den Grammy nominiert. Bei
solchen Feierlichkeiten und Zeremonien gehört es sich, den Regeln nach (und ob
die schriftlich festgehalten sind, weiss ich beim besten Willen nicht), als
Mann einen Smoking zu tragen.
Lemmy und
Konsorten wussten zwar von dieser Regel, haben sich aber nicht darangehalten.
(ich bin zwar ein sehr grosser Fan von Regeln, aber das Leben hat mir immer und
immer wieder aufgezeigt, dass es keine Regel ohne Ausnahme oder Ausnahmen gibt)
Motörhead
sind zwar bei diesen Feierlichkeiten aufgetaucht, trugen aber ihre normalen
Tageskleider, einfach die sauberen, und gut war und ist.
Sicher,
so fällt man auf und so könnte man Promotion machen. Wäre aber eine ziemlich
unehrliche Sache.
Lemmy war
schon lange klar, dass, egal was sie anstellen würden, sie nie zu den ganz
grossen Playern gehören würden, die Millionen von Alben verkaufen sollten.
Nein.
Lemmy wusste, das Motörhead den Fans und den Motörhead-Musikern gehörten.
Es gibt
die eine oder andere Band, bei der es nicht auffallen würde, hätte man von
heute auf gestern 100% der Interpreten ausgetauscht.
Sogar
Gene Simmons, Bassist und geldgeiler Typ der Band Kiss, überlegt sich immer
wieder, alle Musiker bei Kiss in den Ruhestand zu schicken, neue Musiker zu
nehmen, sie die Masken tragen zu lassen und dann sollen sie Konzerte geben,
Alben rausbringen. Er geht davon aus, dass das niemandem auffallen würde.
Könnte sogar bis zu einem gewissen Grad stimmen.
Motörhead
ohne Lemmy???
Dann ist
die Erde schon viel eher eine Scheibe und der Mond wurde einfach an den Himmel an
getackert und ist eigentlich nur ein Spielzeugballon.
Lemmy als
Vorbild?
Zuerst
dachte ich: Nein, so jemand kann kein Vorbild sein.
Zwei
Minuten später dann: doch, mit ein paar Abstrichen ist er durchaus ein Vorbild.
Und sogar ein sehr gutes.
Streicht
man die Drogen, den Alkohol und das er so ziemlich, eigenen Angaben nach, jede
Frau, die nicht bei eins auf einem Baum gewesen ist, flachgelegt hat, ist er durchaus
eines.
Er ist
immer für sich eingestanden.
Er ist
Kompromisse eingegangen, wenn sie nötig waren, oder Sinn gemacht haben und nicht
gegen ihn oder seine Überzeugungen waren.
Er war
schlicht eine coole Socke.
Nicht,
dass er einem Streit aus dem Weg gegangen wäre. Aber, es musste schon ein guter
Grund vorhanden gewesen sein, um sich darauf einzulassen. Auch hat er sich
nicht um Dinge gestritten, die ihm am Hintern vorbeigegangen sind.
Er hat
das Legen genommen, wie es gekommen ist.
Schon
sehr früh war ihm klar: Musiker will ich werden, Musiker werde ich werden.
Sicher:
die schönste und angenehmste Stimme hatte er nie. Dennoch: Ausstrahlung und
Charisma, sei es stimmlich und auch das Aussehen betreffend, waren mehr als
genug vorhanden.
Ich bin
sicher nicht mit allem einverstanden, was Lemmy so gedacht und gemacht hat,
aber:
Was mir
an ihm immer gefallen hat: seine Ehrlichkeit, wie er zu sich und seinen Leuten
gestanden ist, von wegen Loyalität und seine Art, das Leben zu nehmen. Er hat nichts
übers Knie gebrochen. Er war nicht hinter dem schnellen Ruhm her. Er wollte
Musik machen. Er hat Musik gemacht. Es war für ihn nicht einfach nur Business:
es war ein Lebensstil, eine Lebenseinstellung.
Um
abzustellen, hat er sich sehr für Geschichte interessiert, hat viele, sehr
viele Dinge aus diversen Kriegen gesammelt, mit denen er am Schluss sogar ein
Museum hätte aufmachen können.
Sein
Leben leben.
Mit sich
zufrieden sein.
Seinen
Weg gehen.
Kompromisse
eingehen, aber nur die, die wirklich Sinn machen.
Sich
nicht zerbrechen lassen.
Sich
nicht verbiegen lassen.
Sich
nicht verknoten lassen.
Zu sich
selber stehen.
Zu sich
stehen, egal was die anderen denken.
Am
Schluss bin ich der einzige, der 24 Stunden am Tag mit mir zusammen ist. Wenn
ich nicht mit mir zufrieden bin, wenn ich nicht an mich glaube, wenn ich nicht
zu mir stehe, wenn ich mich verbiegen lasse, wenn ich mich zerbrechen lasse:
wer soll denn dann an mich glauben, für mich da sein, wenn ich jemanden
brauche?
Dieses
Buch zieht mich nicht runter.
Es zeigt
mir einen Menschen, der gelernt hat, sich selber zu sein. Lemmy gleich Lemmy.
Ohne Wenn und Aber.
Ich wäre
gern ich: ohne Wenn und Aber.
Vielleicht
schaffe ich das einiges Tages.
Es gibt
aber noch viel zu tun. Ich packe es auf jeden Fall an.
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