Donnerstag, 20. Juli 2017

White Line Fever - Biographie Lemmy Kilmister .. gelesen und für gut befunden ....

Motörhead.

Lemmy.

Lemmy Kilmister.

Legende.

Leider inzwischen verstorbene Legende.

Legendär.

Zeitlos legendär.

Zeitlose Legende.

Zu Lebzeiten bereits eine Legende.


Ich habe mir die Biographie "White Line Fever" zu Gemüte geführt.

Die "Weisse Linie" steht für alle Drogen, die sich der gute Mann während seines Lebenszeit eingeworfen hat.

Fieber steht für die Art des Lebens, wie er es geführt hat. Es war wie eine Art Fieber, ein gutes Fieber, das ihn immer wieder dazu angestachelt hat, SEIN LEBEN zu leben.

Nein. Einfach hatte er es eigentlich von Kindheit an nicht.

Aber, und das unterscheidet ihn von so vielen anderen Menschen: er hat die Schwierigkeiten und Probleme meistern können. Er hat sich oft so weit wie notwendig angepasst, damit er so ungeschoren wie möglich durchgekommen ist, hat sich aber nie verbrechen und verbiegen lassen.

Sein Leben: 100% Lemmy.

Wie sehen diese 100% aus?

1991 waren Motörhead mit dem Album "Bastard" für den Grammy nominiert. Bei solchen Feierlichkeiten und Zeremonien gehört es sich, den Regeln nach (und ob die schriftlich festgehalten sind, weiss ich beim besten Willen nicht), als Mann einen Smoking zu tragen.

Lemmy und Konsorten wussten zwar von dieser Regel, haben sich aber nicht darangehalten. (ich bin zwar ein sehr grosser Fan von Regeln, aber das Leben hat mir immer und immer wieder aufgezeigt, dass es keine Regel ohne Ausnahme oder Ausnahmen gibt)

Motörhead sind zwar bei diesen Feierlichkeiten aufgetaucht, trugen aber ihre normalen Tageskleider, einfach die sauberen, und gut war und ist.

Sicher, so fällt man auf und so könnte man Promotion machen. Wäre aber eine ziemlich unehrliche Sache.

Lemmy war schon lange klar, dass, egal was sie anstellen würden, sie nie zu den ganz grossen Playern gehören würden, die Millionen von Alben verkaufen sollten.

Nein. Lemmy wusste, das Motörhead den Fans und den Motörhead-Musikern gehörten.

Es gibt die eine oder andere Band, bei der es nicht auffallen würde, hätte man von heute auf gestern 100% der Interpreten ausgetauscht.
Sogar Gene Simmons, Bassist und geldgeiler Typ der Band Kiss, überlegt sich immer wieder, alle Musiker bei Kiss in den Ruhestand zu schicken, neue Musiker zu nehmen, sie die Masken tragen zu lassen und dann sollen sie Konzerte geben, Alben rausbringen. Er geht davon aus, dass das niemandem auffallen würde. Könnte sogar bis zu einem gewissen Grad stimmen.

Motörhead ohne Lemmy???

Dann ist die Erde schon viel eher eine Scheibe und der Mond wurde einfach an den Himmel an getackert und ist eigentlich nur ein Spielzeugballon.

Lemmy als Vorbild?

Zuerst dachte ich: Nein, so jemand kann kein Vorbild sein.

Zwei Minuten später dann: doch, mit ein paar Abstrichen ist er durchaus ein Vorbild. Und sogar ein sehr gutes.

Streicht man die Drogen, den Alkohol und das er so ziemlich, eigenen Angaben nach, jede Frau, die nicht bei eins auf einem Baum gewesen ist, flachgelegt hat, ist er durchaus eines.

Er ist immer für sich eingestanden.

Er ist Kompromisse eingegangen, wenn sie nötig waren, oder Sinn gemacht haben und nicht gegen ihn oder seine Überzeugungen waren.

Er war schlicht eine coole Socke.

Nicht, dass er einem Streit aus dem Weg gegangen wäre. Aber, es musste schon ein guter Grund vorhanden gewesen sein, um sich darauf einzulassen. Auch hat er sich nicht um Dinge gestritten, die ihm am Hintern vorbeigegangen sind.

Er hat das Legen genommen, wie es gekommen ist.

Schon sehr früh war ihm klar: Musiker will ich werden, Musiker werde ich werden.

Sicher: die schönste und angenehmste Stimme hatte er nie. Dennoch: Ausstrahlung und Charisma, sei es stimmlich und auch das Aussehen betreffend, waren mehr als genug vorhanden.

Ich bin sicher nicht mit allem einverstanden, was Lemmy so gedacht und gemacht hat, aber:

Was mir an ihm immer gefallen hat: seine Ehrlichkeit, wie er zu sich und seinen Leuten gestanden ist, von wegen Loyalität und seine Art, das Leben zu nehmen. Er hat nichts übers Knie gebrochen. Er war nicht hinter dem schnellen Ruhm her. Er wollte Musik machen. Er hat Musik gemacht. Es war für ihn nicht einfach nur Business: es war ein Lebensstil, eine Lebenseinstellung.

Um abzustellen, hat er sich sehr für Geschichte interessiert, hat viele, sehr viele Dinge aus diversen Kriegen gesammelt, mit denen er am Schluss sogar ein Museum hätte aufmachen können.

Sein Leben leben.

Mit sich zufrieden sein.

Seinen Weg gehen.

Kompromisse eingehen, aber nur die, die wirklich Sinn machen.

Sich nicht zerbrechen lassen.

Sich nicht verbiegen lassen.

Sich nicht verknoten lassen.

Zu sich selber stehen.

Zu sich stehen, egal was die anderen denken.

Am Schluss bin ich der einzige, der 24 Stunden am Tag mit mir zusammen ist. Wenn ich nicht mit mir zufrieden bin, wenn ich nicht an mich glaube, wenn ich nicht zu mir stehe, wenn ich mich verbiegen lasse, wenn ich mich zerbrechen lasse: wer soll denn dann an mich glauben, für mich da sein, wenn ich jemanden brauche?

Dieses Buch zieht mich nicht runter.

Es zeigt mir einen Menschen, der gelernt hat, sich selber zu sein. Lemmy gleich Lemmy. Ohne Wenn und Aber.

Ich wäre gern ich: ohne Wenn und Aber.

Vielleicht schaffe ich das einiges Tages.

Es gibt aber noch viel zu tun. Ich packe es auf jeden Fall an.


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