Ich
habe schon viele Bücher und sonstiges Zeugs gelesen in meinem Leben.
Könnte
ich Querlesen, wären es sicher noch ein paar hundert mehr.
Aber
dank dem, dass ich Aspie mit ADHS bin sind es eher ein paar hundert weniger.
Was
ich damit sagen und ausdrücken möchte?
Nehmen
wir nur schon die geflügelten Worte. Es ist bei Menschen meiner Art und Weise
so, dass wir solche Ausdrücke im ersten Moment wörtlich nehmen. Erst im zweiten
Moment dann sehen wir, was wirklich hat gesagt und oder geschrieben werden
wollen. Damit ist schon ein wenig Zeit verloren gegangen.
Dann
gibt es auch sonst das eine oder andere, dass ich erst richtig verstehe, wenn
ich es zwei oder dreimal hintereinander gelesen habe. Tja, und damit ist dann
noch ein wenig mehr Zeit verloren gegangen.
Damit
hat sich das mit dem Querlesen für mich gleich und eh erledigt.
Gut,
damit hab ich jetzt ein wenig über mich gesprochen, aber, ich wollte mich ja
über dieses Buch auslassen. Ob es lesenswert ist oder nicht.
Worum
geht es.
In
Deutschland, Österreich und der Schweiz gibt es seit sehr vielen Jahren die
sogenannten Castingshows. Gut, diese Shows gibt es überall, aber ich kann ja
nur über die reden, die ich selber schon das eine oder andere mal gesehen habe.
Ich kann mir auch gut vorstellen, dass diese Shows grundsätzlich überall gleich
ablaufen. Es ist eher das, was hinter den Kulissen abläuft, was vielleicht
nicht überall gleich sein könnte.
Gut.
Martin
Kesici und Markus Grimm haben je eine dieser Castingshows siegreich beendet und
den Sprung ins Showgeschäft geschafft.
Es
ist kein Spoiler, wenn ich schon jetzt schreibe, dass beide auch sehr schnell
wieder rausgefallen sind, aus dem Geschäft mit den Shows. Wobei Martin Kesici
es im Anschluss mehr oder weniger im Alleingang angegangen ist und auch heute
noch, zur Zeit, während ich dieses hier schreibe, als Musiker unterwegs ist
Wenn
ich mir seine Facebook-Seite ansehe, werde ich das Gefühl nicht los, dass er
sich besser fühlt und es ihm auch besser geht, wo er diesen ganzen Müll
hintersich gelassen hat. Zwar backt er kleinere Brötchen, aber, es sind
wenigstens seine Brötchen und das meiste davon landet auch in seinem Magen.
Diese
beiden Sieger haben sich zusammengesetzt und ein Buch darüber geschrieben, was
auf dem Weg zum Sieg alles passiert und wie die Welt danach aussieht.
Es
ist auch kein Spoiler, wenn ich schreibe, dass hier nur die ganz harten Hunde
wirklich überleben. Sensibelchen haben
in dieser Welt gar nichts zu suchen. Wer auf Freundschaften aus ist, sollte es
gleich vergessen. Auch wenn es immer wieder geschrieben steht und ein
Aussenstehender es nicht so gern glauben möchte: in diesem Geschäft hat man
solange Freunde, solange man Geld hat. Geld und Erfolg.
Einen
kleinen Zwischenschritt kann ich mir hier nicht verkneifen.
Schon
desöfteren habe ich gelesen, dass Geld automatisch zu denen geht, die eh schon
Geld haben. Das scheint mir auch so.
Ein
kleines Beispiel:
Vor
einiger Zeit habe ich einen sehr interessanten Bericht gesehen.
Ich
weiss nicht mehr welche Firma, aber eine der grossen Firmen hat ein Event
organisiert. Natürlich sind dort die Stars im Dutzend erschienen. Dabei war
auch eine Reporterin, die einen Bericht fürs TV gemacht hat. Sie hat dann, in
dem Bericht, eine Tragtasche gezeigt, die bei diesem Event jeder Star und jedes
Sternchen bekommen hat. Nur schon diese Tasche war sauteuer. Viel schlimmer
aber noch: der Inhalt. Da hatte es Zeugs drinnen, Parfum und sonstiges Zeugs
für die Schönheit und von allem nur das beste und teuerste. Wenn ich mich recht
erinnere, hatten Tasche und Inhalt einen Wert von über 3000 Euro. Das wurde
dann an alle Persönlichkeiten verteilt. Ein echt teurer Spass für die Firma.
Jetzt ist es ja so, dass solche "Taschen mit Inhalt" an den meisten Events verteilt werden. Nur um mal die Dimensionen abzustecken: die Reporterin hat erzählt, dass es auch schon ein Event gegeben hat, wo alleine der Inhalt der Tasche weit über 20'000 Euro wert gewesen sei. Das erklärt, teilweise, warum Stars so gerne an solche Events gehen. Was da zusammenkommt und gespart werden kann.
Jetzt ist es ja so, dass solche "Taschen mit Inhalt" an den meisten Events verteilt werden. Nur um mal die Dimensionen abzustecken: die Reporterin hat erzählt, dass es auch schon ein Event gegeben hat, wo alleine der Inhalt der Tasche weit über 20'000 Euro wert gewesen sei. Das erklärt, teilweise, warum Stars so gerne an solche Events gehen. Was da zusammenkommt und gespart werden kann.
Eine
gute Sache finde ich, für meinen Teil, dass ich immer mehr entdecke, wie der
eine oder andere Star so eine Tasche per Facebook an einen Fan weitergibt.
Nette Geste, würde ich einmal sagen.
Zurück
zum Buch.
Wir
haben da also den Hardrocker und den Möchtegernrocker.
Es
braucht nicht viel, um als Leser festzustellen, dass hier zwei Typen
zusammengekommen sind, die sich einen gewissen Frust und Ballast von der Seele
schreiben wollen. Völlig legitim.
Was
ich ganz gut finde an dem Buch ist aber, dass sie es nicht direkt danach
geschrieben haben, sondern einige Zeit haben verstreichen lassen, so das alles
ein wenig hat sacken können. Ausserdem sind sie bereits im neuen Leben
angekommen: im Leben danach und machen das Beste aus allem.
Was
sowohl den beiden, als auch mir aufgefallen ist: warum eigentlich, wurde nicht
schon viel früher ein Buch auf den Markt gebracht, in dem geschrieben steht,
was nach der Zeit des Sieges einer Castingshow passiert? Was passieren kann?
Wenn
ich mich umsehe, natürlich im rein übertragenen Sinne, finde ich kaum noch
einen der Sieger, egal welcher Show, der auch Jahre nach seinem Sieg noch
erflogreich Alben auf den Markt bringt.
Natürlich
gibt es Ausnahmen.
Adam
Lambert zum Beispiel. Adam wer?? Adam Lambert. Ach ja, der hat ja in Amerika
eine Castingshow gewonnen und ist inzwischen der feste Sänger bei und für
Queen. Ja, Queen. Die Queen. Another one bites the dust und so weiter.
Christina
Stürmer gibt es auch noch. Österreich.
Warum
fallen mir so viele Beispiel für andere Länder ein, aber wenn es um Deutschland
geht, erhalte ich als Antwort nur die grosse unendliche Leere?
Es
liegt vielleicht an etwas, was schon Klaus meine vor etlichen Jahren in einem
Interview gesagt hat: der Musiker gilt im eigenen Lande nichts und das gilt für
kein Land so sehr wie für Deutschland.
Wie
dem auch sei.
Wer
nun erwartet, ein Buch zu lesen, in dem zwei Frustbeulen sich auskotzen und an
gar nicht etwas Gutes lassen, der sieht sich getäuscht.
Die
beiden Typen rechnen zwar mit dem Business ab, aber auch mit sich selber. Vor
allem damit, dass einfach das eigene Denken abgeschaltet worden ist und man
sich hat treiben lassen. Sie haben sich in einer Welt treiben lassen, in der sie
zwar alles bekommen haben, aber auch von so ziemlich jedem über den Tisch
gezogen worden sind.
Eigentlich
sollte jeder, der bei einer Castingshow mitmachen möchte, das eine oder andere
Buch, Biographien, lesen, in dem sich gestandene Musiker, die seit Jahrzehnten
im Business unterwegs sind, auskotzen und sagen, was gelaufen ist, wie sie
übers Ohr gehauen worden sind.
Wenn
ich lese, was zum Beispiel bei Led Zeppelin, Black Sabbath und vielen anderen
Musikern gelaufen ist, am Anfang der Karriere, fällt mir auf: es läuft heute
noch fast gleich ab: Alkohol, Drogen, weibliche und männliche Groupies (es gibt
ja nicht nur hetero sondern auch homo auf dieser Welt).
Die
Neumusiker werden mit diesen Geschichten abgelenkt.
Es
gibt soviele kleine Anekdoten, die
zusammen ein grosses und ganzes Bild ergeben, welches nicht gerade für
das Musikbusiness spricht. Es sollte eigentlich allen, die sich in dieses
Haifischbecken zu werfen und tauchen gedenken, zu denken und genug Gründe zum
Nachdenken geben.
Ich
rede von den Anekdoten, diesen kleinen Geschichten, die mir aufgezeigt haben,
dass, wenn auch nur die Hälfte davon stimmt, ich im Laufe der Jahre doch
mehrheitlich richtig gelegen habe und diese Leere, die ich zu spüren glaubte,
wirklich vorhanden ist.
Sie
wird von den Aktiven in diesem Business nur nicht gesehen, auf jeden Fall nicht
von allen, weil sie viel zu sehr mit Dingen, Aufgaben, Dringlichkeiten, sich
selber, dem neuen Lebensstil, beschäftigt sind.
Diese
Leere, die sich dahinter versteckt und darauf wartet, sich das neuste Opfer zu
schnappen, in seine Fänge zu bekommen und dann in den Abgrund fallen zu lassen.
Womit
sind sie beschäftigt?
Gleich
nach dem Sieg gibt es eine Party.
Sex,
Drugs and Rock and Roll. Im Überfluss. So viel von allem, dass der Verstand
froh sein kann, wenn nach ein paar Stunden noch ein Körper da ist, der von
selber Luft verbrauchen kann.
Viel
Zeit zum Verschnaufen gibt es nicht. Wie Tiere im Zoo, müssen die Sieger
überall vorgeführt werden. Ein Interview nach dem anderen. Der Zeitplan ist so
knapp gehalten, dass die Leute froh sein können, ohne Reporter auf das WC gehen
zu können.
Bei
den Musikern kommt noch dazu, dass so schnell wie möglich ein Album eingespielt
werden muss. Am besten noch gestern oder vorgestern. Der Hype muss genutzt
werden, damit so viele Alben wie möglich verkauft werden können.
Ist
das Album aufgenommen, geht es gleich wieder auf Rundreise, um das Album zu
promoten. Dann kommen noch Konzerte dazu und wieder Interviews. Hält das Glück
einen seltenen Einzug, kann der Sieger nach ein paar Tagen oder Wochen kurz
nach Hause gehen, die Eltern, Freunde, Freundin, umarmen, ein paar Dinge
einpacken und schon geht es wieder weiter.
Eine
kleine Anekdote zur Auflockerung:
Was
ich auch nicht gewusst habe ist folgendes:
Es
findet ein Event statt. Der Rote Teppich liegt da und wartet darauf, von den
Stars und Sternchen zertreten zu werden. Die Fans stehen da, schreien,
kreischen und warten auf ihre neuen Lieblinge. Die fahren dann auch tatsächlich
vor und zwar in einer Limousine, die wahrscheinlich mehr kostet, als viele
Leute in zwei oder drei Jahren verdienen.
Die
Limousine. Die gehört natürlich nicht den Stars, auch nicht den Sternchen,
schon gar nicht dem Manager oder der Musikfirma. Die wurde gemietet, samt
Fahrer.
Jetzt
könnte man meinen, dass die Leute beim Hotel abgeholt und direkt zum Roten
Teppich gefahren werden. Nein, dem ist in den meisten Fällen nicht so. Der Star
wartet um die Ecke, wird von der Limousine aufgelesen, zum Roten Teppich
gefahren, er steigt aus, winkt und freut sich, schüttelt Hände. Der Fahrer der
Limousine fährt aber jetzt nicht sonstwohin, sondern kurz um die Ecke, wo er
den nächsten oder die nächsten Stars aufnimmt und zum Teppich fährt. Es kann
also gut sein, dass bei so einem Anlass zwei oder drei Limousinen ihren Job
verrichten, die einfach gemietet sind.
In
diesem Fall war es nun so, dass die Gruppe, mit der Markus Grimm gewonnen
hatte, nicht gewusst hat, dass die Miete von dem Geld bezahlt worden ist, dass
sie mit ihrem Album eingenommen habe. Da hat nicht der Manager, die Musikfirma
oder so bezahlt: nein, das wurde einfach der Gruppe in Rechnung gestellt. Das
war ja nicht das einzige, dass sie ohne es zu wissen, bezahlt haben.
Meine
Güte, ich schwebe mit meinen Gedanken richtig davon.
Es
stellt sich noch immer die Frage: kann dieses Buch von jemandem gelesen werden,
der zu Depressionen neigt?
Ich
sage hier: ja, kann es.
Selber
neige ich ja zu schweren Depressionen. Auch habe ich es immer wieder mit dieser
Leere zu tun, die ich in und um gewisse Dinge herzum zu entdecken glaube. Bis
zu einem gewissen Grad sehe ich mich durch dieses Buch auch bestätigt.
Leichtgläubig
bin ich nur bis zu einem gewissen Grad. Hier aber neige ich dazu, den beiden
Autoren sehr wohl zu glauben. Der eine ist ein Rocker mit sehr vielen Ecken und
noch mehr Kanten. Der zweite ist ein Musiker, der vom Business verarscht worden
ist, der von vielen Leuten einen Tritt in den Hintern erhalten hat. Ausserdem
geben beide kleine Anekdoten zum Besten, die sie selber nicht immer ganz gut
dastehen lassen. Was sie nicht machen würden, ginge es ihnen darum, zu zeigen,
dass sie die Helden sind und die anderen die ganz Bösen.
Wer
sich für das Musikbusiness interessiert. Wer wissen will, was bei den
Castingshows abläuft und wie es danach weitergeht, der sollte sich dieses Buch
unbedingt zu Gemüte führen.
Ich
für meinen Teil, werde es einen Tages sicher wieder hervornehmen, aufschlagen
und es dann noch einmal lesen.
Mir
hat es gut getan. Ich habe das eine oder andere gelernt. Bin bei ein paar
Sachen bestätigt worden. Wurde aber zu keiner Zeit depressiv, habe mich nie
schlecht gefühlt, sondern mit den beiden Autoren mitgefiebert und wünsche den
beiden für die Zukunft nur das Beste.
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