Dienstag, 18. Juli 2017

Markus Grimm und Martin Kesici - Sex Drugs and Castingshows ... ein paar Gedanken ..

Ich habe schon viele Bücher und sonstiges Zeugs gelesen in meinem Leben.
Könnte ich Querlesen, wären es sicher noch ein paar hundert mehr.
Aber dank dem, dass ich Aspie mit ADHS bin sind es eher ein paar hundert weniger.
Was ich damit sagen und ausdrücken möchte?
Nehmen wir nur schon die geflügelten Worte. Es ist bei Menschen meiner Art und Weise so, dass wir solche Ausdrücke im ersten Moment wörtlich nehmen. Erst im zweiten Moment dann sehen wir, was wirklich hat gesagt und oder geschrieben werden wollen. Damit ist schon ein wenig Zeit verloren gegangen.
Dann gibt es auch sonst das eine oder andere, dass ich erst richtig verstehe, wenn ich es zwei oder dreimal hintereinander gelesen habe. Tja, und damit ist dann noch ein wenig mehr Zeit verloren gegangen.
Damit hat sich das mit dem Querlesen für mich gleich und eh erledigt.
Gut, damit hab ich jetzt ein wenig über mich gesprochen, aber, ich wollte mich ja über dieses Buch auslassen. Ob es lesenswert ist oder nicht.
Worum geht es.
In Deutschland, Österreich und der Schweiz gibt es seit sehr vielen Jahren die sogenannten Castingshows. Gut, diese Shows gibt es überall, aber ich kann ja nur über die reden, die ich selber schon das eine oder andere mal gesehen habe. Ich kann mir auch gut vorstellen, dass diese Shows grundsätzlich überall gleich ablaufen. Es ist eher das, was hinter den Kulissen abläuft, was vielleicht nicht überall gleich sein könnte.
Gut.
Martin Kesici und Markus Grimm haben je eine dieser Castingshows siegreich beendet und den Sprung ins Showgeschäft geschafft.
Es ist kein Spoiler, wenn ich schon jetzt schreibe, dass beide auch sehr schnell wieder rausgefallen sind, aus dem Geschäft mit den Shows. Wobei Martin Kesici es im Anschluss mehr oder weniger im Alleingang angegangen ist und auch heute noch, zur Zeit, während ich dieses hier schreibe, als Musiker unterwegs ist
Wenn ich mir seine Facebook-Seite ansehe, werde ich das Gefühl nicht los, dass er sich besser fühlt und es ihm auch besser geht, wo er diesen ganzen Müll hintersich gelassen hat. Zwar backt er kleinere Brötchen, aber, es sind wenigstens seine Brötchen und das meiste davon landet auch in seinem Magen.
Diese beiden Sieger haben sich zusammengesetzt und ein Buch darüber geschrieben, was auf dem Weg zum Sieg alles passiert und wie die Welt danach aussieht.
Es ist auch kein Spoiler, wenn ich schreibe, dass hier nur die ganz harten Hunde wirklich überleben. Sensibelchen  haben in dieser Welt gar nichts zu suchen. Wer auf Freundschaften aus ist, sollte es gleich vergessen. Auch wenn es immer wieder geschrieben steht und ein Aussenstehender es nicht so gern glauben möchte: in diesem Geschäft hat man solange Freunde, solange man Geld hat. Geld und Erfolg.
Einen kleinen Zwischenschritt kann ich mir hier nicht verkneifen.
Schon desöfteren habe ich gelesen, dass Geld automatisch zu denen geht, die eh schon Geld haben. Das scheint mir auch so.
Ein kleines Beispiel:
Vor einiger Zeit habe ich einen sehr interessanten Bericht gesehen.
Ich weiss nicht mehr welche Firma, aber eine der grossen Firmen hat ein Event organisiert. Natürlich sind dort die Stars im Dutzend erschienen. Dabei war auch eine Reporterin, die einen Bericht fürs TV gemacht hat. Sie hat dann, in dem Bericht, eine Tragtasche gezeigt, die bei diesem Event jeder Star und jedes Sternchen bekommen hat. Nur schon diese Tasche war sauteuer. Viel schlimmer aber noch: der Inhalt. Da hatte es Zeugs drinnen, Parfum und sonstiges Zeugs für die Schönheit und von allem nur das beste und teuerste. Wenn ich mich recht erinnere, hatten Tasche und Inhalt einen Wert von über 3000 Euro. Das wurde dann an alle Persönlichkeiten verteilt. Ein echt teurer Spass für die Firma.

Jetzt ist es ja so, dass solche "Taschen mit Inhalt" an den meisten Events verteilt werden. Nur um mal die Dimensionen abzustecken: die Reporterin hat erzählt, dass es auch schon ein Event gegeben hat, wo alleine der Inhalt der Tasche weit über 20'000 Euro wert gewesen sei. Das erklärt, teilweise, warum Stars so gerne an solche Events gehen. Was da zusammenkommt und gespart werden kann.
Eine gute Sache finde ich, für meinen Teil, dass ich immer mehr entdecke, wie der eine oder andere Star so eine Tasche per Facebook an einen Fan weitergibt. Nette Geste, würde ich einmal sagen.
Zurück zum Buch.
Wir haben da also den Hardrocker und den Möchtegernrocker.
Es braucht nicht viel, um als Leser festzustellen, dass hier zwei Typen zusammengekommen sind, die sich einen gewissen Frust und Ballast von der Seele schreiben wollen. Völlig legitim.
Was ich ganz gut finde an dem Buch ist aber, dass sie es nicht direkt danach geschrieben haben, sondern einige Zeit haben verstreichen lassen, so das alles ein wenig hat sacken können. Ausserdem sind sie bereits im neuen Leben angekommen: im Leben danach und machen das Beste aus allem.
Was sowohl den beiden, als auch mir aufgefallen ist: warum eigentlich, wurde nicht schon viel früher ein Buch auf den Markt gebracht, in dem geschrieben steht, was nach der Zeit des Sieges einer Castingshow passiert? Was passieren kann?
Wenn ich mich umsehe, natürlich im rein übertragenen Sinne, finde ich kaum noch einen der Sieger, egal welcher Show, der auch Jahre nach seinem Sieg noch erflogreich Alben auf den Markt bringt.
Natürlich gibt es Ausnahmen.
Adam Lambert zum Beispiel. Adam wer?? Adam Lambert. Ach ja, der hat ja in Amerika eine Castingshow gewonnen und ist inzwischen der feste Sänger bei und für Queen. Ja, Queen. Die Queen. Another one bites the dust und so weiter.
Christina Stürmer gibt es auch noch. Österreich.
Warum fallen mir so viele Beispiel für andere Länder ein, aber wenn es um Deutschland geht, erhalte ich als Antwort nur die grosse unendliche Leere?
Es liegt vielleicht an etwas, was schon Klaus meine vor etlichen Jahren in einem Interview gesagt hat: der Musiker gilt im eigenen Lande nichts und das gilt für kein Land so sehr wie für Deutschland.
Wie dem auch sei.
Wer nun erwartet, ein Buch zu lesen, in dem zwei Frustbeulen sich auskotzen und an gar nicht etwas Gutes lassen, der sieht sich getäuscht.
Die beiden Typen rechnen zwar mit dem Business ab, aber auch mit sich selber. Vor allem damit, dass einfach das eigene Denken abgeschaltet worden ist und man sich hat treiben lassen. Sie haben sich in einer Welt treiben lassen, in der sie zwar alles bekommen haben, aber auch von so ziemlich jedem über den Tisch gezogen worden sind.
Eigentlich sollte jeder, der bei einer Castingshow mitmachen möchte, das eine oder andere Buch, Biographien, lesen, in dem sich gestandene Musiker, die seit Jahrzehnten im Business unterwegs sind, auskotzen und sagen, was gelaufen ist, wie sie übers Ohr gehauen worden sind.
Wenn ich lese, was zum Beispiel bei Led Zeppelin, Black Sabbath und vielen anderen Musikern gelaufen ist, am Anfang der Karriere, fällt mir auf: es läuft heute noch fast gleich ab: Alkohol, Drogen, weibliche und männliche Groupies (es gibt ja nicht nur hetero sondern auch homo auf dieser Welt).
Die Neumusiker werden mit diesen Geschichten abgelenkt.
Es gibt soviele kleine Anekdoten, die  zusammen ein grosses und ganzes Bild ergeben, welches nicht gerade für das Musikbusiness spricht. Es sollte eigentlich allen, die sich in dieses Haifischbecken zu werfen und tauchen gedenken, zu denken und genug Gründe zum Nachdenken geben.
Ich rede von den Anekdoten, diesen kleinen Geschichten, die mir aufgezeigt haben, dass, wenn auch nur die Hälfte davon stimmt, ich im Laufe der Jahre doch mehrheitlich richtig gelegen habe und diese Leere, die ich zu spüren glaubte, wirklich vorhanden ist.
Sie wird von den Aktiven in diesem Business nur nicht gesehen, auf jeden Fall nicht von allen, weil sie viel zu sehr mit Dingen, Aufgaben, Dringlichkeiten, sich selber, dem neuen Lebensstil, beschäftigt sind.
Diese Leere, die sich dahinter versteckt und darauf wartet, sich das neuste Opfer zu schnappen, in seine Fänge zu bekommen und dann in den Abgrund fallen zu lassen.
Womit sind sie beschäftigt?
Gleich nach dem Sieg gibt es eine Party.
Sex, Drugs and Rock and Roll. Im Überfluss. So viel von allem, dass der Verstand froh sein kann, wenn nach ein paar Stunden noch ein Körper da ist, der von selber Luft verbrauchen kann.
Viel Zeit zum Verschnaufen gibt es nicht. Wie Tiere im Zoo, müssen die Sieger überall vorgeführt werden. Ein Interview nach dem anderen. Der Zeitplan ist so knapp gehalten, dass die Leute froh sein können, ohne Reporter auf das WC gehen zu können.
Bei den Musikern kommt noch dazu, dass so schnell wie möglich ein Album eingespielt werden muss. Am besten noch gestern oder vorgestern. Der Hype muss genutzt werden, damit so viele Alben wie möglich verkauft werden können.
Ist das Album aufgenommen, geht es gleich wieder auf Rundreise, um das Album zu promoten. Dann kommen noch Konzerte dazu und wieder Interviews. Hält das Glück einen seltenen Einzug, kann der Sieger nach ein paar Tagen oder Wochen kurz nach Hause gehen, die Eltern, Freunde, Freundin, umarmen, ein paar Dinge einpacken und schon geht es wieder weiter.
Eine kleine Anekdote zur Auflockerung:
Was ich auch nicht gewusst habe ist folgendes:
Es findet ein Event statt. Der Rote Teppich liegt da und wartet darauf, von den Stars und Sternchen zertreten zu werden. Die Fans stehen da, schreien, kreischen und warten auf ihre neuen Lieblinge. Die fahren dann auch tatsächlich vor und zwar in einer Limousine, die wahrscheinlich mehr kostet, als viele Leute in zwei oder drei Jahren verdienen.
Die Limousine. Die gehört natürlich nicht den Stars, auch nicht den Sternchen, schon gar nicht dem Manager oder der Musikfirma. Die wurde gemietet, samt Fahrer.
Jetzt könnte man meinen, dass die Leute beim Hotel abgeholt und direkt zum Roten Teppich gefahren werden. Nein, dem ist in den meisten Fällen nicht so. Der Star wartet um die Ecke, wird von der Limousine aufgelesen, zum Roten Teppich gefahren, er steigt aus, winkt und freut sich, schüttelt Hände. Der Fahrer der Limousine fährt aber jetzt nicht sonstwohin, sondern kurz um die Ecke, wo er den nächsten oder die nächsten Stars aufnimmt und zum Teppich fährt. Es kann also gut sein, dass bei so einem Anlass zwei oder drei Limousinen ihren Job verrichten, die einfach gemietet sind.
In diesem Fall war es nun so, dass die Gruppe, mit der Markus Grimm gewonnen hatte, nicht gewusst hat, dass die Miete von dem Geld bezahlt worden ist, dass sie mit ihrem Album eingenommen habe. Da hat nicht der Manager, die Musikfirma oder so bezahlt: nein, das wurde einfach der Gruppe in Rechnung gestellt. Das war ja nicht das einzige, dass sie ohne es zu wissen, bezahlt haben.
Meine Güte, ich schwebe mit meinen Gedanken richtig davon.
Es stellt sich noch immer die Frage: kann dieses Buch von jemandem gelesen werden, der zu Depressionen neigt?
Ich sage hier: ja, kann es.
Selber neige ich ja zu schweren Depressionen. Auch habe ich es immer wieder mit dieser Leere zu tun, die ich in und um gewisse Dinge herzum zu entdecken glaube. Bis zu einem gewissen Grad sehe ich mich durch dieses Buch auch bestätigt.
Leichtgläubig bin ich nur bis zu einem gewissen Grad. Hier aber neige ich dazu, den beiden Autoren sehr wohl zu glauben. Der eine ist ein Rocker mit sehr vielen Ecken und noch mehr Kanten. Der zweite ist ein Musiker, der vom Business verarscht worden ist, der von vielen Leuten einen Tritt in den Hintern erhalten hat. Ausserdem geben beide kleine Anekdoten zum Besten, die sie selber nicht immer ganz gut dastehen lassen. Was sie nicht machen würden, ginge es ihnen darum, zu zeigen, dass sie die Helden sind und die anderen die ganz Bösen.
Wer sich für das Musikbusiness interessiert. Wer wissen will, was bei den Castingshows abläuft und wie es danach weitergeht, der sollte sich dieses Buch unbedingt zu Gemüte führen.
Ich für meinen Teil, werde es einen Tages sicher wieder hervornehmen, aufschlagen und es dann noch einmal lesen.


Mir hat es gut getan. Ich habe das eine oder andere gelernt. Bin bei ein paar Sachen bestätigt worden. Wurde aber zu keiner Zeit depressiv, habe mich nie schlecht gefühlt, sondern mit den beiden Autoren mitgefiebert und wünsche den beiden für die Zukunft nur das Beste.

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