Ich gebe
es zu.
Ich gestehe.
Es
kommt auch bei mir vor, dass ich eine Musik-CD käuflich erwerbe, die ich schon
nach dem ersten Hördurchgang am liebsten wieder zurückbringen würde.
Es
gibt auch Musik-CDs, die ich als so schlecht und schrecklich empfinde, dass ich
sie am liebsten mit Benzin übergiessen und anzünden würde, nur um es mir ins
Hirn zu brennen, ja nie schwach zu werden, um sie dann doch noch einmal zu
kaufen.
Warum
ich so etwas machen würde?
Es ist
eine Art Zwang: habe ich eine CD einmal besessen, egal wie schlecht sie auch
war und sie dann verloren, muss ich sie nachkaufen, um die Sammlung vollständig
zu halten.
Hört
sich sehr seltsam an?
Hört
sich so an, als ob es keinen Sinn machen würde?
Ja,
dem ist so: in beiden Fällen sogar.
Ich
kann es ja auch nicht erklären und verstehe es selber nicht. Ganz und gar nicht
verstehe ich es.
Es ist
einfach eine Art Zwang. Es ist ja nicht so schlimm, dass ich die CD schon fünf
Minuten später, nachdem ich bemerkt habe, dass sie weg ist, wiederhaben müsste
(ich kann mir durchaus ein paar Jahre Zeit lassen), aber es bleibt auf meiner
inneren To-Do-Liste gespeichert, bis ich es gemacht habe. Sobald ich in einem
Katalog, beim shoppen oder so über die CD stolpere, per Zufall, werde ich daran
erinnert, dass ich sie wiederhaben muss.
Es ist
zum Glück nicht so schlimm, dass ich deswegen schlaflose Nächte habe oder wie
plötzlich das grosse Zittern bekomme, bis sie wieder im Regal steht. Nein, so
ist es wirklich nicht.
Schlimm
ist nur, dass es sich auf einer To-Do-Liste sammelt, die immer länger und
länger wird und bei der es immer schwieriger wird, sie abzuarbeiten.
Eine
kleine Erklärung dazu.
Nehmen
wir zum Beispiel das eine oder andere Album von Michael Jackson. Es ist kein
Problem seinen gesamten Backkatalog aufzutreiben und das zu Preisen, die recht
moderat sind.
Auf
der anderen Seite gibt es Gruppen, wie die aus Deutschland stammenden «Victory».
Von denen hatte ich das Album «Temples of Gold». In meinen Augen eine Scheibe,
die nur mit genialen und perfekten Songs angefüllt ist.
Leider
habe ich das Teil verloren.
Wie
sicher ganz klar sein dürfte: es lohnt sich für einen Musikvertrieb viel eher,
dafür zu sorgen, dass die Alben von Michael Jackson immer vorrätig sind, als
das gleiche von Victory zu denken.
Seit
Jahren bin ich daher auf der Suche, nur um diese Scheibe wieder in meine
Sammlung zu bekommen.
Es ist
nicht leicht. Nein, ist es wirklich nicht. Es dürfte einfacher sein, das Weisse
Album von den Beatles in Vinyl zu bekommen, als die CD von Temples of Gold.
Ab und
an stosse ich auf die CD. Vielleicht ein- oder zweimal im Jahr. Warum ich sie
dann noch immer nicht habe? Weil jedes Mal Preise verlangt werden, die jenseits
von jeglicher Moral und Anstand sind.
Interessanterweise
dauert es in den meisten Fällen aber keine zwei Tage und die CD ist verkauft. Es
gibt also doch den einen oder anderen, der bereit ist, sehr viel Geld für das
Album rauszuhauen.
Jetzt
könnte einem ja der Gedanke aufkommen: wenn er das Geld hätte, würde er es doch
auch machen.
Nein,
würde ich nicht.
Könnte
ich nicht.
Das
liegt einfach daran, woher ich komme, an meiner Familie, an meiner Erziehung
und an all den Sprüchen und Sprichworten, mit denen ich seit meiner Kindheit
aufgewachsen bin.
Selbst
wenn ich das Geld hätte und selbst wenn ich wollte:
Ich
könnte es nicht. Ich schaffe es einfach nicht. Da gibt es in mir eine Barriere,
die ich einfach nicht einreissen kann.
Meine
Fresse. Eigentlich wollte ich mich noch ein wenig über dieses Thema auslassen,
aber ich bemerke, wie sich mein Rücken verkrampft, wie ich leichte
Kopfschmerzen bekomme und sich mein Kiefer anfängt zu verspannen und zu
verkrampfen, so dass ich fast Angst haben muss, dass die Knochen sich langsam
aber sicher selber zu Staub zermalmen.
Ist
aber eigentlich auch wahr: ich wollte mich ja über das Album der Gruppe
Strangeways auslassen, das ich mir gerade anhöre.
Was
ich ganz sicher nicht mache in diesem Fall: jedes Lied einzeln aufzählen und
ansprechen.
Der
Aufwand lohnt sich in diesem Fall so ganz und gar nicht.
Kein
einziges Lied gefällt mir.
Sie
sind alle langweilig. Sie sind alle nichtssagend. Sie sind alle einfach nur
überflüssig.
Warum ich
mir dann diese Scheibe gekauft habe? Weiss der Geier: ich bin auf die eine oder
andere Kritik reingefallen.
Das
ist es, was mich an diesem Fall wirklich runterzieht und depressiv macht: dass
ich das Pech hatte, ein Album zu kaufen, das so schlecht ist, dass es mit dem
Begriff langweilig eher noch aufgewertet wird.
So.
Aus die Maus. Fertig lustig.
Jetzt
schleicht sich auch noch die Depression an mir rauf und runter. Damit wird es
Zeit, die CD zu nehmen, einzupacken und ab ins unterste Fach des Regals.
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